„Die Menschen beachten die Farben eines Tages lediglich an seinem Anfang und an seinem Ende. Dabei wandert ein Tag durch eine Vielzahl von Farbtönen und Schattierungen, und zwar in jedem Augenblick. Eine einzige Stunde kann aus Tausenden von unterschiedlichen Farben bestehen. Wachsgelb, regenbesprühtes Blau. Schlammige Dunkelheit. In meinem Geschäft habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, darauf zu achten.“
Markus Zusak in Die Bücherdiebin
Malerei
Zuerst geht es um die Stimmung. Um das Gefühl zu einem vielleicht sogar noch unbekannten Gedanken. Dann kommt die Musik. Dann beginne ich zu malen. Wesentlicher Teil meiner Arbeit ist, dass ich bei meinen malerischen Werken nach keinem bestimmten Plan oder keiner genauen Vorstellung vorgehe. Viel eher sind es die Farben, anhand derer ich versuche, der Diffusheit von Gedanken und Gefühlen eine Form zu verleihen. Diese Formen sind oft inspiriert durch meine enge Verbindung zur Natur, oft zeigen sie Einblicke in Erinnerungen an Ausblicke, an lange Wege in den Wäldern. Insofern ist, was ich von meinen Wanderungen mitbringe, das Nachbild einer Stimmung, ohne dabei das genaue Bild festhalten zu wollen. Viel eher sind es Fragmente, das Gefühl der Situation, welches ich darstellen möchte. Dabei arbeite ich gerne so unmittelbar, wie es mir möglich ist. Ohne lange Vor- und Nachbereitung, ohne sehr auf Ordnung oder meine Umwelt zu achten. Hierbei hilft mir vor allem auch die Musik, die den Kontakt zu meiner Arbeit intensiviert, mich abschirmt und mich auf die Stimmung konzentriert. Jedes Bild ist eine Auseinandersetzung mit mir selbst und dem, was das Werk braucht. Ich versuche dabei meine Intuition mit dem Wissen über Farben und Bildsprache zu vereinen. Denn das Werk soll nach außen hin auch in Farbwirkung und Komposition funktionieren . Es ist eine Gratwanderung, dem Bild zu geben, was es benötigt, in meiner Gefühlslage dazu unmittelbar zu bleiben und gleichzeitig etwas zu schaffen, das jeder für sich eigen interpretieren kann. Oftmals bin ich nicht einig mit mir selbst darüber ob und wie ich diesen Anspruch an mich selbst erfüllen kann, dennoch bin ich von dem Anspruch selbst erfüllt. |
(...) Auf den ersten Blick wirken die abstrakten Bilder davon (von den Zeichnungen) völlig verschieden. Es sind große, unregelmäßig geschnittene Papierbahnen, die bestimmte Farbklänge erzeugen, „um der Diffusheit von Gedanken und Gefühlen eine Form zu verleihen. … Insofern ist, was ich von meinen Wanderungen (in der Natur) mitbringe, das Nachbild einer Stimmung, ohne dabei das genaue Bild festhalten zu wollen. Viel eher sind es Fragmente, das Gefühl einer Situation, welches ich darstellen möchte.“(S.K.) Teil der Bildsprache ist, die Papiere als unregelmäßige Stücke zu belassen, die Unmittelbarkeit des vielschichtigen Ausdrucks nicht in eine starre Bildform zu pressen und im Transitorischen zu bleiben. So geht die große Gefühlsintensität vom Spezifischen, Persönlichen wieder ins Offene, Allgemeine und wird zum numinosen Geschehen der Landschaft.
Bernd Petri Katalogtext über Diplomausstellung